NOTES #9

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Anrainerbeteiligung ist ein großes Thema bei den Erneuerbaren. Die REZ hat ein Konzept entwickelt, mit dem Anrainer einfach und effektiv vergünstigten Strom von ihren Windparks beziehen können.

Anrainerstromprojekte haben Konjunktur. In den neueren Beteiligungskonzepten, die etwa in NRW auf den Weg gebracht worden sind, können Windparks Abgaben sparen, wenn sie Anrainerstromprojekte anbieten. Die REZ organisiert solche Projekte schon seit 2014 an zwei Standorten. Die Grundüberlegung ist, Anrainer über einen geförderten Öko-Stromtarif eines normalen Versorgers am Erfolg der Windparks in ihrer Nachbarschaft zu beteiligen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ökostrom so günstig wie Strom bei Billiganbietern (wenn es die noch gibt), also finanzielle Vorteile ohne eigenes Risiko. Andere Beteiligungsmodelle bis hin zu Genossenschaften tragen immer noch Risiken in sich, etwa dass dann doch mal ein Projekt schiefgeht oder nicht so läuft wie geplant. Gerade Letzteres passiert schließlich immer wieder mal. Dann ist das Geld vielleicht verloren oder das Geld, mit dem man die Rente oder kleinere Anschaffungen stützen will, kommt nicht schnell genug zurück.

Die Gemeindefördermodelle wiederum haben das Problem, dass das Engagement der Windparks nicht klar genug ankommt. Was hat jeder Einzelne davon?

Zwar ist der Effekt, den Anrainerstrommodelle haben, auch begrenzt. Der Vorteil ist auf die Förderung durch die Nachbarwindparks beschränkt, und Ökostrom ist meist immer noch ein bisschen teurer als Strom aus fossilen Kraftwerken. Dennoch spricht der Erfolg der Projekte für sich: Im Prenzlauer Projekt sind mittlerweile über 400 Kundinnen und Kunden im Anrainerstrom, im zweiten Projekt bei Frankfurt/Oder immerhin knapp 150.

Das führt naheliegend bei den Windparks auch zu Belastungen: 150 Anrainerstromkunden, die mit – sagen wir – 150 Euro pro Jahr gefördert werden, binden immerhin 22.500 Euro im Jahr, bei 400 sind es dann schon über 60.000 Euro. Da müssen genügend Windparks bereitstehen, um mitzufinanzieren, damit einzelne nicht überfordert werden. Hinzu kommen nämlich noch Werbe- und Organisationskosten. Gerade bei Projekten im Umfeld von dichter besiedelten Regionen wird es auch schwer, den Kreis der Berechtigten einzugrenzen. Um das Problem zu bewältigen, hilft es, Kontingente anzubieten, also nur 100, 200 oder 300 Kundinnen und Kunden zuzulassen. Diesen Kniff kann man auch anwenden, wenn nur einzelne und nicht so leistungsfähige Windparks mitfinanzieren. Geklärt werden muss dann nur, ob die Förderauflagen der regionalen Gesetzgebung damit erfüllt sind.

 

MLK Anrainerstrom

Bereits 2013 hatte die MLK die Idee für den Anrainerstrom. Ein Jahr später, 2014, wurde die Idee in der Gemeinde Jacobsdorf umgesetzt. Von Anfang an als Partner dabei war der Energieversorger naturstrom vor Ort, eine Tochtergesellschaft der naturstrom AG. Mittlerweile haben sich bereits rund 150 Haushalte in Jacobsdorf für den Anrainerstrom entschieden. In der Uckermark bei Prenzlau, wo die MLK den Anrainerstrom ebenfalls anbietet, sind es schon fast 400.
 
Allein für den Anrainerstrom in Jacobsdorf beläuft sich die Förderung durch die MLK derzeit auf jährlich rund 40.000 Euro – neben Wegenutzungsgebühren (weitere 40.000 Euro pro Jahr), Gewerbesteuer und Abgaben an die Gemeinde nach dem brandenburgischen Windenergieanlagenabgabengesetz. Organisiert wird das Ganze seit Anfang an von der REZ. Jetzt steht eine Erweiterung bei den rheinischen Projekten an.