NOTES #7

Nichts bleibt, wie es war

Die Windbranche erfindet sich fast jedes Jahr neu – oder wird neu erfunden. In diesem Jahr war aber besonders viel los.

Foto: H. Becke

Marktwerte hoch, Einspeisung runter, Redispatch fliegt noch nicht, aber die Strompreisbremse kommt, Kosten schießen in die Höhe, egal wohin man schaut. Die Windbranche ist mal wieder in einem turbulenten Jahr. Und auch wenn die hohen Marktwerte Erlöse gebracht haben, mit denen niemand gerechnet hat, werden die Anforderungen nicht weniger: Alle Direktvermarktungsverträge müssen neu geschlossen werden und wohl dem, der noch gültige Strombezugsverträge hat, die dann auch noch bedient werden. Denn ansonsten ist Stromeinkauf gerade keine Freude. Aber auch sonst ist vieles derzeit noch im Fluss: Die Bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung ist in vielen Windparks immer noch nicht betriebsbereit. Selbst Betreiber, die schon vor zwei Jahren fertig werden wollten, warten immer noch auf die Fertigstellung. 

Die größte Aufmerksamkeit verdienen derzeit aber die massiv anwachsenden Kosten. Aufgrund von stark steigenden Energiepreisen, aber auch wegen des Arbeitskräftemangels müssen Windparks in allen Bereichen mit höheren Kosten rechnen. Zugleich aber sinkt das Windangebot tendenziell. Das Jahr 2021 war diesbezüglich eine Zumutung für die Windbranche. Und in der zweiten Jahreshälfte 2022 macht sich der Wind auch rar. Schöner Spätsommer? Sonniger Herbst? Kann einem gestohlen bleiben.

Denn auch wenn die Windparkbetreiber derzeit viel Liquidität haben, müssen sie sich darauf vorbereiten, dass sie künftig bei sinkenden Erlösen hohe Kosten stemmen müssen. Vollwartungskosten, die binnen fünf Jahren um 30 Prozent steigen, können in Schwachwindzeiten und bei niedrigem Marktwert nicht mehr gestemmt werden. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, sich auf wieder magere Zeiten vorzubereiten. Das kann vieles bedeuten, zum Beispiel Ausstieg aus dem EEG und Festpreisverträge mit Stromversorgern, also echte PPA, mit denen höhere Vergütungen gesichert werden können. Direktlieferverträge mit benachbarten Industrieanlagen ohne Inanspruchnahme des öffentlichen Netzes. Oder intensive Gespräche mit Vertragspartnern, um mittelfristig die Kosten wieder sinken zu lassen. Es gibt viel zu tun, und es sind aufregende Zeiten. Nichts eben für schwache Nerven.

Ihre
Klaus Wolters und
Walter Delabar