Eine Geschichte aus einem Land, das einmal untergegangen war und wieder aufstand

Berlin, den 3. September 2018: Zuwanderung und Not gehören zu unserer Gegenwart. Damit offen und menschlich umzugehen, ist eine Aufgabe, an der die Bundesrepublik scheitern könnte. Wir drucken hier ein Gedicht von Friedrich Ani nach, dessen Eltern Zuwanderer waren – aus Syrien der Vater, aus Schlesien die Mutter – und der heute einer der prominentesten Kriminalautoren Deutschlands ist.

Friedrich Ani
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Denk ich an Deutschland Tag um Tag,
fällt mir mein Vater ein, der Deutscher war,
obwohl sein Land am Euphrat lag.
Er lernte tausend Wörter Jahr für Jahr.

Denk ich an ihn, dann auch an sie,
an meine Mutter, jenes Flüchtlingskind,
das ach so jung ihr Herz verlieh.
Er blieb ihr treu, wie Ehrenmänner sind.

In mancher Nacht rief ihn die Pflicht,
er eilte zu den Kranken tief im Wald,
ein Feierabend zählte nicht,
kein Frost, kein Winter, der sich an ihn krallt.

Er ging, wo immer einer schrie
vor Schmerz, vor Angst, aus Lebensüberdruss.
Die Zuversicht verließ ihn nie,
nicht, als er ahnte, dass er gehen muss.

Mein Vater starb um zwei Uhr früh.
Er hoffte noch, und Ostern war nicht weit.
Befreit von aller Last und Müh,
ging er erlöst in seine eigne Zeit.

Was ich erzähle, heut und hier,
ist alt, ein altes Lied aus einem Land,
das einmal Mensch war, einmal Tier,
das unterging und wieder auferstand.

Nach Ankunft ist ein jeder fremd,
im ersten Augenblick in Mutters Arm.
Am Anfang sind wir ungekämmt
und nackt und jemand Fremdes hält uns warm.

So einfach geht das alles los,
in diesem Deutschland wie im Rest der Welt.
Erst später ist das Staunen groß,
wenn einer Mörder wird, ein andrer Held.

Wer zu uns kommt, vom Tod gejagt,
wer unser Land umarmt aus purer Not,
wer nach dem Weg im Dunkeln fragt,
dem beizustehn, ist menschliches Gebot.

Und einer wird ein Vater werden
wie meiner damals, und aus Liebe bleiben.
Sein Dasein wird Geschichte schreiben
im Herzen von uns allen hier auf Erden.

 

Dieses Gedicht des in München lebenden Autors Friedrich Ani entnehmen wir der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 22. August 2018. Es ist vor den Vorfällen in Chemnitz erschienen, bei denen eine nächtliche Auseinandersetzung, bei der ein Mensch zu Tode gekommen ist, von nationalistischen Kräften instrumentalisiert wird. Das Ziel: das Ende einer offenen und zivilen Gesellschaft, in der es eben auch die Bereitschaft gibt, Menschen in Not zu helfen.

Die Windindustrie hat verschiedentlich gezeigt, dass eine offene und hilfsbereite Gesellschaft ein hoher Wert ist: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundesverbands Windenergie, die 2015 tatkräftig mitgeholfen haben, die damals angekommenen Flüchtlinge zu versorgen. Die Kolleginnen und Kollegen von psm, die Zuwanderern einen Ausbildungsplatz und Zukunftschancen geboten haben.

Es gibt tatsächlich in humanitären Notständen keine Obergrenze dessen, was zumutbar ist, wie – sinngemäß – der heutige Präsident des Bundestages, Wolfgang Schäuble, vor einiger Zeit gesagt hat. Aber wir glauben auch, dass das, was jetzt geschieht, mit Zumutbarkeit bei der Zuwanderung nichts zu tun hat, sondern damit, dass eine offene Gesellschaft einem vieles abverlangt: Engagement, Toleranz, Empathie und Vertrauen zum Beispiel.

Friedrich Ani wurde 1959 als Sohn eines Syrers und einer Schlesierin geboren. Bekannt wurde er mit seiner Tabor-Süden-Reihe, einem Ermittler aus der Vermisstenstelle der Münchener Polizei. Neben Kriminalromanen hat Ani zahlreiche Theaterstücke und Drehbücher geschrieben und Lyrikbände veröffentlicht. Ani ist hochdekoriert, hat viele Preise gewonnen. Seine Erinnerung an den Vater trifft auf eine Situation in Deutschland, die allzu sehr an die Jahre vor 1933 erinnert, mit dem Unterschied, dass es dem Land heute wirtschaftlich außerordentlich gut geht.

Wir drucken das Gedicht mit freundlicher Erlaubnis von Friedrich Ani.

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