Mehr Zwangseingriffe durch lahmenden Netzausbau

Immer häufiger werden Windenergieanlagen vorrübergehend vom Netz genommen – weil das Stromnetz den produzierten Strom nicht mehr aufnehmen kann. Die Windparkbetreiber werden von den Netzbetreibern entschädigt. Diese Zahlungen werden auf den Strompreis umgelegt. Die wachsenden Entschädigungen verdeutlichen die Notwendigkeit eines schnellen Netzausbaus, so berichtet die Frankfurter Allgemeine am 8. Dezember 2015.

Bereits in den ersten sechs Monaten des Jahres 2015 wurde so viel überschüssiger Windstrom produziert wie im gesamten Vorjahr. Dies machte Entschädigungszahlungen in Höhe von 149 Millionen Euro von den Netzbetreibern an die Windparkeigner nötig. Prognosen des Übertragungsnetzbetreibers Tennet zufolge könnten diese Kosten bis 2020 auf über eine Milliarde Euro steigen.

Hauptverantwortlich sind die Engpässe im Stromnetz, die großräumige Ausgleichsmaßnahmen erforderlich machen. Erst 30 Prozent der vor sechs Jahren von der Bundesregierung als vordringlich eingestuften Leitungen sind fertiggestellt. Für die großen Nord-Süd-Stromautobahnen steht noch nicht einmal der Trassenverlauf fest.

Auch verteuern Reservekraftwerke den Strom. Die Netzagentur hat alte Kohle- und Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von 7.500 Megawatt unter Vertrag genommen. Diese sollen an dunklen und windstillen Tagen die Versorgung sichern. Allein für die Bereitstellung werden im Jahr 2015 190 Millionen Euro fällig. Dies alles fließt in die Netzentgelte, die mehr als ein Fünftel des Strompreises ausmachen.